Irene Fally und Christoph Winter vom Center for Teaching and Learning der Universität Wien bringen sich mit einem interessanten Beitrag bei der #icmbeyond20 Konferenz Inverted Classroom and Beyond am 11. & 12. 2. an der PH Niederösterreich (Baden) ein. Dazu zunächst ein Videointerview:
Im Sinne einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Lehre, bietet die
Universität Wien für alle Studienprogrammleitungen mediendidaktische und technische
Unterstützung in Form von “E-MultiplikatorInnen” an. Dabei werden Lehrende von
studentischen MitarbeiterInnen bei der Planung und Umsetzung innovativer Lehrkonzepte,
sowie bei deren Evaluation und Weiterentwicklung auf Grundlage des Feedbacks der
Studierenden unterstützt. Im Studienjahr 2017/2018 wurde das Augenmerk auf das Flipped
Classroom Konzept (synonym zu nverted Classroom Modell) gelegt. Als besonders herausfordernd und spannend gestaltete sich das Vorhaben, das Flipped Learning Konzept in nicht prüfungsimmanenten
Großlehrveranstaltungen einzubauen. Insgesamt wurden über 30 Lehrveranstaltungen in
diesem Studienjahr betreut, 12 davon aus den Geisteswissenschaften.
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen wie didaktische Flipped Classroom Modelle
in den Geisteswissenschaften eingesetzt werden können. Als Beispiel dient die
sprachwissenschaftliche Einführungsvorlesung Italienisch am Institut für Romanistik, innerhalb
derer ein didaktisches Muster zur Studierendenaktivierung durch Flipped Classroom entwickelt
wurde. Im Rahmen dieser Vorlesung werden die Studierenden dazu angehalten, eine
linguistische Ministudie durchzuführen. Das Ziel dieser Aktivität ist, die Studierenden an die
theoretischen Modelle und die linguistische Terminologie heranzuführen. Entgegen dem
normalerweise üblichen Vorgehen (Lektüre zu Hause – Besprechung der zentralen Punkte –
Diskussion von Beispielen), wird zu Hause ein WebQuest bearbeitet (=Ministudie), dessen
Ergebnisse in der Vorlesungseinheit zuerst in Kleingruppen, dann im Plenum diskutiert
werden. Während das WebQuest stark an die Vorerfahrungen der Studierenden anknüpft, wird
in der Vorlesung die theoretische Untermauerung der selbst erarbeiteten Ergebnisse
angestrebt. Auf diese Weise sind die Studierenden stärker in die Vorlesung eingebunden und
entwickeln ein besseres Verständnis für die theoretischen Konzepte, da sie mit selbst
erhobenen Daten arbeiten.
Aufgrund der positiven Rückmeldungen der Studierenden wurde das oben beschriebene
Vorgehen ausgebaut und hat sich zu einem didaktischen Muster entwickelt: In der
Einführungsvorlesung wird es bereits für drei von sechs Themenbereichen verwendet.
Zusätzlich wird es für die sprachwissenschaftliche Einführungsvorlesung Spanisch eingesetzt.
Die erfolgreiche Anwendung zeigt, wie Flipped Classroom auch in den Geisteswissenschaften
eingesetzt werden und Großlehrveranstaltungen bereichern kann.
Methoden: Im Rahmen des Workshops bei der #icmbeyond20 wird das didaktische Muster kurz vorgestellt und die TeilnehmerInnen erhalten die Möglichkeit es selbst auszuprobieren. Dem Prinzip Think-Pair-Share folgend, bekommen die TeilnehmerInnen die Möglichkeit eigene Ideen und Weiterentwicklungen zum vorgestellten didaktischen Muster und zu didaktischen Mustern in
den Geisteswissenschaften im Allgemeinen zu diskutieren und in einem Padlet zu sammeln,
das auch nach dem Workshop allen TeilnehmerInnen zur Verfügung steht.